01.11.02 2. "Pigeon on the Gate" Irish Culture Festival, Bennohaus, Münster
Wir schmeissen uns mit FolkWorld zusammen, um das 5jährige Bestehen des Internetmagazins und die 2. Ausgabe des Pigeon-Festivals zu begehen. Der Folk-Treff übernimmt die Organisation und Finanzierung des Events. Natürlich organisieren ausgerechnet am selben Tag die Kollegen von Sperris&Wicca ein Konzert mit Andy Irvine. Das Jahr hat ja nur 365 Tage. (Eine Woche vorher hat Andy einen Verkehrsunfall. Witzigerweise sollte Andy im Okt. 1977 einmal für den Folkclub spielen; im Folkletter heißt es dazu: "Da dieser einen Verkehrsunfall erlitt, musste das Programm geändert werden.")
Teile des Publikums quengeln schon, weil der Soundcheck etwas länger dauert und es erst um halb Neun losgeht. Aus der Steh-Party wird nichts, weil sich alle gleich Stühle aus den Ecken schnappen. Als erstes spielt Fiddlesticks "Music from the Celtic Fiddle Tradition". Wibke Trust singt gälische Lieder. Der Alibi-Ire im Publikum meint, ihr Irisch klinge nach Donegal. Das Publikum ist noch etwas zurückhaltend. Dann kommt Deoch, Dorais musste zu Hause bleiben. Tom spielt überwiegend Sachen aus eigener Feder: Wandering Mind, Farewell to Cahanclare, Sound of Whiskey, This is not England (das bei der Uraufführung eines Nachts am Aasee viel Lob geerntet hat), Foxhunters. Seine Stimme klinge wie "zwischen Folk und Country", muss er sich anhören lassen. Das Publikum taut langsam auf. Nach der von FolkWorld gesponsorten CD-Verlosung (die Deoch an Dorais-CD geht witzigerweise als Erstes weg) spielt DeReelium (mit Sangesgast Sandra Gunkel von www.deirinde.de) auf. Die ersten kommen vom Andy-Gig herüber. Das Publikum explodiert. Zum guten Schluss improvisiert die "Pigeon on the Gate All Star"-Band. Die Tunes werden zugerufen. Das Publikum fordert Whiskey in the Jar; als Tom sagt, einen "Whiskey in the Jar" hätte er jetzt auch gerne, bekommt er prompt einen vom Kellner serviert. It doesn't matter whether the glass is half or empty, there is a glass. Um halb Zwei ist es dann endlich zu Ende; zu mindestens auf der Bühne, es geht in der Bennohaus-Kneipe dann weiter. Der Kellner singt uns noch The Wind That Shakes The Barley und DeReelium probieren ihre Dudelsäcke aus.
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"Man stelle sich vor: Ein Mann, ein Saiteninstrument: Anstelle des Duos [sic!] "Deoch an Dorais" kam der Sänger und Gitarrist Walking Tom (Tom Keller), beim zweiten Irish Culture Festival "Pigeon on the Gate" allein auf die Bühne. Intensiver Gesang, ein paar Takte Mundharmonika und die treibende Gitarre: Da kam die bissige, die ironische und rockige Seite des Folk im Bennohaus zum Vorschein. Klasse, wie er auch ohne musikalische Partner den Raum füllte ... Fiddlesticks eröffnete launig das Festival im Bennohaus. Walking Tom folgte und mit der großbesetzten Combo "DeReelium" ging es klangvoll und fröhlich fast zu Ende. Denn die Session aller beteiligten Musiker machte im Bennohaus noch lange Spaß." (Westfälische Nachrichten, 4.11.02)
"Auf den Plakaten war noch Deoch an Dorais angekündigt, kurzfristig musste der Programmpunkt dann aber geändert werden. Statt der ganzen Band trat Sänger/Gitarrist und Mundharmonikerspieler Walkin' Tom (aka Tom Keller) alleine auf. Tom's Auftritt brachte dem Programm die richtige Ballance. Zwischen zwei Gruppen, die schwerpunkthaft gerade die schönen irischen Instrumentals präsentieren, war ein einzelner Sänger im Singer/Songwriter Stil ein gute Abwechslung. Walkin' Tom präsentierte eine Auswahl an zumeist Eigenkompositionen und konnte auch alleine gut einen "Sound of Whiskey" präsentieren." (FolkWorld, 12/02)
10.05.02 Eurocityfest, Münster
Nach einer Hardrockband sind wir der Top Act Freitag Nacht auf der "New Names"-Bühne auf dem Marienplatz (wie lange werden wir wohl noch "New Name" bleiben?), während gleichzeitig Udo Lindenberg auf dem Domplatz post.Wir gehen trotzdem nicht ein, selbst der einsetzende Regen lässt die Stimmung nicht abbrökeln. Störend nur der oberste Parkwächter, der uns - trotz entsprechender Erlaubnis - nicht bis zur Bühne fahren lässt. Dafür dürfen wir dann den Verkehr blockieren. Auch gut. Ausserdem erweist sich der hintere Teil der Bühne als nicht wasserabweisend, was unser Mobiliar zu spüren bekommt. Vor und auf der Bühne breakdanced ein pubertierender Türke. Jemand fordert Jethro Tull, also spielen wir das neue Jethro Tull-Instrumental Josefin's Waltz. Corbies ertönt ja fast im Schatten des Lambertikirchturms, wo uns einst Séamus und Síle zugeflogen sind. Kai bricht sich dabei fast die Knochen. Zum Finale das Marie Johanna-Madley, dann dreht uns das Ordnungsamt den Strom ab. Die MZ lobt die "Tanzscheunen-Stimmung", obwohl der Rezensent das "wilde Element des Irish Folk" vermisst, der Trommel der "Punch" fehle und die Gitarre zu "brav" sei. Erik wird von Radio Steinfurt interviewt. Statt Biermarken gibt es Eintrittskarten für die Germaniatherme.
Und nu? Erik zieht weg, Katrin zieht es vor, auf Dauer in der Schweiz zu bleiben, Kai gibt die von Tom geborgte Mandoline zurück und auch Gisel wirft das Handtuch. Michael spendiert zur Feier des Tages eine Flasche Sekt. Just a wee Deoch an Dorais, a wee and that's all ..."Das Pflichtprogramm für alle Folkfans." (Eurocityfest Münster, Mai 2002)
"Zu vorgerückter Stunde kam schließlich Tanzscheunen-Stimmung auf: das Quintett Deoch an Dorais brachte, trotz oder gerade wegen des wirklich irischen Wetters, die Menge am Marienplatz zu spontanen Tanzeinlagen ... Ob allein, zu zweit oder in der Gruppe, irgendwo bewegte sich immer irgendwer. Dabei mischten sie traditionelle Stücke mit populären Melodien, wie Vangelis' ,,Conquest of Paradise'', sie arrangierten bekannte Folk-Songs um und landeten sogar in der ,,Grünen Coerder Heide''." (Münstersche Zeitung, 14.05.02)
09.02.02 Irish Pub, Göttingen
Helau! Gisel hat der Karnevalsvirus gepackt und muss zuhause bleiben, Tom verrenkt sich halb das Kreuz, sieht ziemlich blass aus und vergisst den Tonabnahmer für die Bouzouki. Erik zerbricht als erstes seine schwarze Guinness-Whistle. Dafür ist Katrin mal wieder mit von der Partie. Bei www.goettingen.de werden wir mit "Rock-Pop-Techno" angekündigt. Der Death of the Bear ("the cry of the Taiga, and it's not the Celtic Taiga") wird aus der Mottenkiste geholt, mit der aktuellen Zeile "shot in the back in Afghanistan". Das Publikum ist mit sich selbst beschäftigt, zumindest ist es nicht in Karnevalslaune. Ist doch auch was. Kurz vor Schluss reisst Tom dann noch die A-Seite. Übernachten tun wir in der Künstlersuite über dem Pub, machen eine Stadtbesichtigung, schütteln Lichtenberg die Hand und lernen: "Ars longa, vita brevis."